Fehntjer Zeitgeist: Postagent Boekhoff konnte 50-jähriges Jubiläum in Potshausen feiern

Es ist noch gar nicht so lange her, dass es in jedem Ort eine eigene kleine Poststelle gab, die ein wesentlicher Bestandteil des Dorflebens war. Oftmals waren sie auch ein Treffpunkt und Kommunikationszentrum. Damals hatten nur wenige Leute ein Telefon, und so war die Post die wichtigste Verbindung zur Außenwelt, um Nachrichten, Briefe oder Pakete zu verschicken. Die Postbeamten galten im Dorf meist als Vertrauenspersonen.
So war es auch in Potshausen, wo es vor 75 Jahren ein besonderes Jubiläum zu feiern gab. Dort konnte Heinrich Boekhoff 1950 auf eine 50-jährige Tätigkeit als Posthalter zurückblicken. Am 18. April 1900 wurde eine eigene Postagentur in der damals selbständigen Gemeinde Potshausen eingerichtet. In den Anfangsjahren war diese mit einem Fuhrunternehmen verbunden.
Zweimal täglich wurde die Post vom Bahnhof in Stickhausen-Velde mit einem pferdebespannten Omnibus abgeholt und über die Landstraße transportiert. Im Winter wurde die Postabfuhr mit einem Schlitten aufrechterhalten. In den 1920er Jahren wurde eine Autobuslinie zwischen Stickhausen und Westrhauderfehn eingerichtet. Die meisten Briefe waren für den damaligen Superintendenten Georg Schaaf bestimmt, der seinen Amtssitz im Bauerndorf Potshausen hatte. Zeitweise war diese Poststelle auch für die umliegenden Dörfer zuständig.

Der 1953 neu erbaute „Gasthof zur Post“ stand in der Dorfmitte Potshausen. Aufnahme um 1960.
Durch seine Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft beim Versand und Empfang der Postsachen war der am 5. November 1878 geborene Heinrich Conrad Boekhoff weit und breit bekannt geworden. Zudem betrieb er passenderweise mit seiner Frau Betty geb. de Buhr den bekannten „Gasthof zur Post“ im Dorfzentrum Potshausens mit einer Landwirtschaft. Er gehörte 1922 zu den Mitbegründern der damaligen Spar- und Darlehnskasse und setzte sich für die Belange der Molkereigenossenschaft in Holterbarge und der Feuerwehr ein.

Eine lustige Gesellschaft traf sich um 1950 in der kleinen Notbaracke, in welcher Heinrich Boekhoff (ganz rechts) bis 1954 den „Gasthof zur Post“ mit Poststelle in Potshausen betrieb. Als 5. von links sieht man seine Tochter Auguste Boekhoff, die später ebenfalls die Poststelle führte.
Fotos überlassen von Gerd Bürjes. Repro: Frank Groeneveld
Der 26. April 1945 war ein Schicksalstag für Potshausen und auch für die Posthalterei. Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges wurde eine große Anzahl von Potshauser Häusern zerstört. Darunter befand sich auch die Gastwirtschaft mit der Poststelle. Trotz aller Widrigkeiten wurde der Postbetrieb im Juli 1945 wieder aufgenommen. Bis 1954 diente eine kleine Notbaracke als Domizil für die Wirtschaft samt Post. Neben seiner Ehefrau standen ihm auch die beiden erwachsenen Töchter Auguste und Olga in Haus und Beruf zur Seite.
Beide Töchter traten in die Fußstapfen des Vaters und führten später die Poststelle weiter, die bis 1987 in Potshausen existierte. Dies erlebte der 1967 im Alter von 88 Jahren verstorbene Heinrich Boekhoff allerdings nicht mehr.
von Frank Groeneveld
